Mademoiselle, ich suche vergeblich meine Ruhe wieder. Ich sehe es, meine Hoffnungen sind verloren, ich werde die Strafe meiner Unachtsamkeit mit einem ewigen Kummer büßen. Ich habe es gewagt, Sie anzustaunen, mit Ihnen zu reden, Ihnen zu schreiben, Ihre eigenen Empfindungen zu denken, zu fühlen, Ihnen zu sagen. Ich sollte die Schwäche meines Herzens gekannt und solche Gefahren vermieden haben, wo jede Hoffnung verschwindet. Was soll ich nun tun? Soll ich schweigen und im stillen Gram mein Herz verzehren? Nein, ich will nicht schweigen! Es wird Erleichterung für mich sein, wenn ich weiß, dass ich nichts hoffen darf. Aber was hoffen? Nein, ich darf nicht hoffen! Sie haben Menalk gesehen, und ihm gleich muss der Mann sein, den Sie lieben können. Und wer bin ich? Welcher Abstand!
Teure, innig Geliebte! So empfange auch du den feierlichen Eid ewiger Liebe! Ich stehe eben auf von meinen Knien, auf denen ich zum Herrscher im Himmel gebetet.
Johann Heinrich Pestalozzi an seine Braut Anna Schultheiß | 1776