Erhabenster

2012 | Liebesbrief für zwischendurch

Erhabenster und durchlauchtigster Herr Commendatore usw. Ich bin nicht so zaghaft, daß mir der Mut fehlte, Euer Durchlaucht gegenüber etwas Anmaßung zu zeigen. Ich weiß, Ihr werdet euch darüber wundern, aber sei es wie es wolle! Ich bin Eure Dienerin, ja sogar Eure Magd und werde es sein, selbst wenn Ihr mich nicht würdigt, mich als solche anzunehmen. Damit Ihr nun über all mein Tun und Treiben unterrichtet seid, will ich lieber durch mein Schreiben den Vorwurf der Dreistigkeit auf mich laden, als durch Nichtschreiben den der Saumseligkeit.

Nun hört, erhabenster Herr, ob ich Euer Durchlaucht geliebt habe und liebe, ja sogar verehre. Ich habe von dem schrecklichen Unfalle Eurer Durchlaucht gehört und wollte den Versuch machen, Gott für Euch zu bitten; aber da lagen mir gewisse zudringliche Menschen, die schlimmer waren als Spanier, Tag und Nacht in den Ohren, um mich … na, Ihr wißt schon was – beinahe hätte ich es gesagt, aber aus Ehrerbietung schweige ich davon – so daß ich nicht den kleinsten Augenblick übrig hatte, um an Euer Durchlaucht zu denken, so sehr war ich in Anspruch genommen … das Nähere sage ich Euch ein andermal. Dennoch nahte, als Gott wollte, jene Woche, in der Christus aus Liebe zu uns und zu unserer Erlösung in den Tod gehen wollte. Daher nahm ich mir vor, mich ganz meinem Seelenheil zu widmen, und ließ allen meinen Freunden sagen, ich hätte … ; sie müßten sich also bis auf weiteres gedulden …

So beichtete ich nun , halb und halb zerknirscht, bei unserem Prediger von St. Augustino; ich sage: unserm, denn all wir H…; soviel wir unser in Rom sind, gehen in seine Predigten. Da er nun eine so ansehnliche Zuhörerschaft um sich versammelt sah, richtete er sein einziges Augenmerk darauf, uns zu bekehren. Ach, eine harte Aufgabe! Meinetwegen hätte er hundert Jahre lang schwatzen können! Dennoch ist es ihm gelungen, die Gambiera zur Nonne zu machen; sie nennt sich jetzt Schwester Sophia, sie, die sich einst … rate, was ich gesagt habe! Auch die Tadea scheint ihm ins Garn gehen zu wollen, und ich hätte es vielleicht auch getan, aber ich mußte immer daran denken, daß ich dadurch meine Freiheit einbüßen würde, und so überlegte ich es mir noch. Ich beichtete also wie gesagt, dem Prediger und gab ihm zwei Dukaten, d. h. von Gold, was mir jetzt in der Seele weh tut; denn der wird sie verprassen, und wenn ich sie wiederum verdienen will … na, Euer Durchlaucht wissen schon. Doch wie Gott will; es ist nun einmal geschehen. An demselben Tage, da ich beichtete, beichteten auch die Gambiera und die Tadea, und zwar alle bei demselben Prediger. Euer Durchlaucht können sich denken, was er da für eine Menge netter Dinge in einem Zuge zu hören bekam. Was meinen wohl Euer Durchlaucht, wie mochte es um sein Gewissen stehen? … Ich fürchtete beinahe, er würde mich anfahren, aber er war sehr zurückhaltend. Nach Ablegung meiner Beichte widmete ich mich sofort dem heiligen Geiste und begann Gott für Euer Durchlaucht zu bitten, er möge mich, obgleich in eine Sünderin und H. … bin, mit Hintansetzung aller anderen Gnaden, der Rettung Euer Durchlaucht für würdig erachten und mich Euch so wiedersehen lassen, wie Ihr vordem gewesen seid; dabei tat ich ein Gelübde, falls er mir diese Bitte gewährte, Santa Maria di Loreto zu besuchen. So habe ich mir vorgenommen zu reisen, und falls ich nicht fürchten müßte, Euer Durchlaucht lästig zu fallen, würde ich mich nach Erfüllung des Gelübdes nach Ancona begeben, um Euer Durchlaucht den Fuß zu küssen. Acht Tage, gnädigster Herr, habe ich in Andachtsübungen zugebracht, ohne zu sündigen, und dies ist mir nicht einmal allzu schwer gefallen.

Beatrice aus Ferrara an Lorenzo de´Medici

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