Ihre stets ergebene und gehorsame Dienerin!
Vergebens habe ich den ganzen Tag gewartet. Keine Nachricht, kein Brief, keine Antwort von Seiner Königlichen Hoheit, und ich bin so weit und so klug wie gestern, ehe ich Ihnen schrieb. Das Gallenfieber ärgere ich mich an den Hals, dich das will ich so bleiben lassen und Dir sagen, daß ich mich recht sehr wohl befinde, heute etwas eingenommen habe, worauf ich mich gestärkt und erleichtert fühle…
A propos, ich habe mir was ausgedacht. Um Dich dafür zu bestrafen, daß Du Sonnabend soviel Champagnerwein trinkst, teile ich Dir mit, daß ich mich für die ganze Zeit meines Aufenthalts in Potsdam schminken lassen werde, und wenn ich erfahre, daß Du kommenden Sonntag auch noch soviel trinkst, werde ich’s auch in Paretz ebenso machen…
Leb wohl, ich will meine Anmut ausruhen, um für den anbrechenden Morgen frischer zu sein. Ich fühle es, morgen werde ich selbst Venus eifersüchtig machen. Wenn aber der eifrige Jünger des Mars mich immer lieb hat, überlasse ich Venus gern ihre Schönheit und Anmut, das Glück ist mir. Du lieber Kriegsknecht, bleibe mir treu und gut und mache mich stets so glücklich, wie ich’s nun drei Jahre durch Dich bin.
Deine Louise
Luise an Friedrich Wilhelm | Berlin, den 25. April 1797