Meiner herzlieben Hausfrau

2012 | Liebesbrief für zwischendurch

Meiner herzlieben Hausfrau, Katharina Lutherin, zu eigen Händen.

Gott zum Gruß in Christo. Meine herzliebe Käthe! Ich hoffe, wo Doktor Brück wird Urlaub kriegen, wie er mich vertröstet, so will ich mit ihm kommen morgen oder übermorgen. Bitte Gott, daß er uns frisch und gesund heimbringe. Ich schlafe überaus wohl, etwa 6 oder 7 Stunden aneinander und darnach zwo oder drei Stunden hinnach. Es ist des Biers Schuld, wie ich achte. Aber nüchtern bin ich, gleichwie zu Wittenberg. Doktor Caspar sagt, daß unsers gnädgen Herrn Fuß nicht weiter fresse. Aber solche Marter leide kein Dobitzsch, noch Gefangener auf der Leiter im Thurn von Hans Stockmeister, als seine Kurfürsstl. Gnaden muß leiden von den Wund-Ärzten. Es ist Seine Fürstl. Gnaden so gesund am ganzen Leibe als ein Fischlein, aber der Teufel hat ihm den Fuß gebissen und gestochen. Betet, betet weiter!

Ich hoffe, Gott soll uns erhören, wie angefangen ist. Denn D. Caspar hält auch dafür, es müsse Gott hier helfen. Weil Johannes* wegzeucht: so wills die Not und Ehre fordern, daß ich ihn lasse ehrlich von mir kommen. Denn du weißt, daß er treulich und fleißig gedienet hat, und wahrlich dem Evangelio nach sich demütig gehalten und alles getan und gelitten. Darum denke du, wie oftmal wir haben bösen Buben und undankbaren Schülern gegeben, da es alles verloren gewesen ist: So greif dich nun hier an, und laß an einem solchen frommen Gesellen auch nicht mangeln, da du weißt, dass es wohl angeleget und Gott gefällig ist. Ich weiß wohl, daß wenig da ist; aber ich gäbe ihm gerne 10 Gulden, wenn ich sie hätte. Aber unter 5 Gulden sollst du ihm nicht geben, weil er nicht gekleidet ist. Was du drüber kannst geben, das tue, da bitte ich um. Es möchte zwar der gemeine Kaste ** mir zu Ehren einem solchen meinem Diener wohl etwas schenken, angesehen, daß ich meine Diener auf meine Kosten zu ihrer Kirchen Dienst und Nutz muß halten; aber, wie sie wollen. Laß du ja nicht feilen, weil ein Becker da ist. Denke, wo du es kriegest. Gott wird wohl anders geben; das weiß ich. Hiermit: Gott befohlen, Amen.

Und sagt dem Pfarrherr von Zwickau, dass er ja wollt ihm lassen gefallen die Herberg, und fürlieb nehmen. Wenn ich komme, will ich erzählen, wie Mühlfurt und ich bei dem Riedtesel zu Gast gewesen, und Mühlfurt mir viel Weisheit erzeiget. Aber ich war nicht trinkerlich nach solchem Trank. Küßt mir den jungen Hansen von meinen wegen, und heißet Hänschen, Lehnchen und Muhme Lehnen für den lieben Fürsten und für mich beten. Ich kann in dieser Stadt, wiewohl itzt Jahrmarkt ist, nichts finden zu kaufen für die Kinder. Wo ich nichts brächte Sonderliches, so schaffe mir da etwas Vorraths.

D. Martinus Luther

Luthers Briefe (1499-1552)

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